A Star Is Born Kritik - Autor: ProfessorX (2024)

Jackson Maine (Bradley Cooper) ist ein berühmter Musiker. Eines Tages lernt die Kellnerin Ally (Lady Gaga) kennen, die großes musikalisches Talent besitzt. Er fördert sie und nach einem One-Night-Stand, arbeiten die beiden an Texten auf einem verlassenen Parkplatz. Dann lädt Jackson Ally zu einem seiner Konzerte ein, wo er sie überraschend auf die Bühne bittet und so über Nacht zum Star macht. Nach dem Konzert entwickelt sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Liebesbeziehung und während Ally unaufhaltsam nach oben steigt, sinkt Jackson immer weiter in die Tiefe.

Es sind die kleinen Filme, die mit geringem Budget und großen Gedanken, für die sich ein nicht unwesentlicher, zu Teilen intellektueller, zu Teilen eben antiintellektueller Teil in Hollywood immer wieder ausspricht. Wahre Geschichten, für das Herz oder so und für den Verstand, definitiv. So sagt man zumindest. Solche Filme werden für eine nicht gerade große, aber durchaus auch einflussreiche Gruppe an Menschen überhaupt produziert. Man nennt das Oscar bait. Vor einigen Jahren tat sich auch Bradley Cooper mit einer sehr amerikanischen und damit bereits zum fünften Mal verfilmten Geschichte ran, um ein sogenanntes Passion-Projekt in die Tat umzusetzen. Dieses Projekt sollte dann unter dem Titel A Star Is Born die Lichtspielhäuser dominieren und später eben groß für Furore ob seiner Qualität sorgen. Nun, dadurch, daß A Star Is Born bereits 1937 unter dem Titel Ein Stern geht auf verfilmt wurde, kann man schon erahnen, daß es sich um einen zeitlosen Film handelt. Ein Werk, daß irgendwie alle zufrieden stellt. Und vielleicht ist das auch in diesem Fall ein kleines Problem. Nicht, weil die Geschichte und das was gesagt würde, absoluter Müll wären. Aber man darf sich doch fragen, ob nicht eine solche Geschichte, wenn sie die Zeiten überdauert viel zu oberflächlich ist, um wirklich bissig und damit als kritisches Werk gelten kann.

Im Kern geht es in A Star Is Born um zwei Leben, die parallel verlaufen. Der eine Stern geht auf, der andere unter. Der eine ist innovativ und arbeitet sich, unter etwas Hilfe von einem Zufall nach oben, während der andere nach und nach sinkt. Ein großes Thema, daß der Film dabei anspricht, ist vor allem der Alkoholismus seiner Hauptfigur Jackson Maine. Dieser ist ein begnadeter Popmusiker, der fürs Herz singt und erkennt, was und erfolgreich sein kann. Natürlich ist das streitbar, ob diese Form der Musik denn gut ist. Aber darüber kann man nun wirklich immer streiten. Und so spielt Cooper diesen Mann, der eine durchaus komplizierte Vergangenheit zu haben scheint, eben als klassischen Alkoholiker. In den Momenten, in denen er trocken ist, funktioniert er. Er kann das Leisten, was von ihm abverlangt wird. Arbeitstechnisch, wie auch zwischenmenschlich. Doch die eigene Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Interessant dabei ist, daß Cooper immer nur andeutet, was genau das Problem ist. Warum trinkt dieser Mann? Es ist interessant, weil es natürlich viele Möglichkeiten im Film gibt. Ist die Familie, dieses komplizierte Konstrukt das Problem gewesen? War es der Erfolg oder irgendeine Form von gesondertem Trauma? Der Film formuliert das glücklicherweise nicht aus und liefert auf der anderen Seite aber durchaus auch eine wahrscheinliche Antwort auf diese Frage.

Indes ist es seltsam, vielleicht gut seltsam, vielleicht schlecht seltsam, daß der Film eigentlich versucht eine Kritik am Hollywoodsystem, oder generell an sehr erfolgreicher, rein kommerzieller Kunst zu üben. Ob das gelingt, kann man nicht so genau sagen. Denn ja, man hat diesen tiefen Fall immer im Gegensatz zu dem Aufstieg der Künstlerin Ally. Wenngleich wie gesagt auch hier eine Rolle spielt, daß sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und so ist A Star Is Born vielleicht wirklich ein kritischer Film. Und er ist drastisch. Nun sind Filme über Alkoholiker durchaus sehr alt in Hollywood und sie haben mitunter das Problem, daß sie den Alkohol nur als Katalysator anderer Probleme verwenden. Hier ist es glücklicherweise aber nicht so gekommen und merkt dieser Film, schon an, daß Menschen von Hollywood, aber auch von der Musik und anderen kapitalistischen Industrien – vielleicht ist das sogar an der Stelle doppeltgemoppelt, sorry – wieder ausgespuckt werden, wenn sie vielleicht aus irgendwelchen Gründen nicht mehr erfolgreich sind. Da geht es nicht um Menschlichkeit, da geht es auch viel weniger um die Kunst. Kleiner Exkurs an der Stelle. Wenn man sich mal mit Kunsttheorien befasst, dann kommt Künstlerinnen und Künstlern in der Kunst eigentlich die geringste Bedeutung zu. Man versteht Kunst als etwas, was herausmuss und der Interpret oder der Erschaffer ist sozusagen Mittelsmann und Mediator für die Kunst. Das könnte dementsprechend jeder sein, solange man in einen geeigneten Dialog mit der Kunst kommt. Und so sind es in allen Bereichen der Kunst vor allem die privaten Strapazen, die einen Künstler zu Fall bringen. Natürlich wird Jackson Maine jetzt nicht von Paparazzi belagert oder gecancelt, gleichwohl ist es sein Privatleben, daß Leute durchaus wahrnehmen und dann auf Abstand gehen wollen.

Man kann keine Menschen retten. Daß ist die erste und einzige Wahrheit, derer sich jeder Pädagoge und jeder Menschen im Allgemeinen stellen muss. Und dieser Film ist dann in dieser Hinsicht durchaus ehrlich, weil es offen und direkt kommuniziert. Man erahnt schon, worauf der Film hinauswill, hat aber vielleicht noch seine Bedenken, ob er wirklich den Mut dafür aufbringt. Und das tut er. Er ist drastisch. Überdies kann man natürlich in einem solchen Film auch ganz viel über die reine Musik sprechen. So richtig auffallend ist da eigentlich nichts. Es ist eben Popmusik, es gibt schlimmere Popmusik, so etwa die von Mark Forster, aber so richtig tiefschürfend, analytisch und gewagt ist da ja eigentlich nichts. Darüber hinaus hinterfragt der Film auch die Kommerzialisierung von Popmusik und Künstlern, zu na ja, Zwecken des Geldmachens. Auch da erkennt man zwar einen deutlichen Unterschied zwischen dem, was Popmusiker mit Herz und Produzenten mit Geld auf den Augen machen. Natürlich kann man das weiterspinnen und gedanklich entwickelt sich dann da schon eine recht fundierte Kritik. Wengleich man das auch nicht so eindimensional sehen muss.

Der große Reißer ist A Star Is Born sicher nicht. Er liefert eine recht ehrliche Geschichte über Aufstieg und Fall, der vielleicht etwas zu einfach gedacht ist. Darüber hinaus funktioniert viel davon primär über die Chemie zwischen Bradley Cooper und Lady Gaga. Ob das nun aber ein Werk ist, an das man sich erinnern muss, oder bei dem man etwas verpasst hat, wenn man es nicht gesehen hat, wage ich an der Stelle zu bezweifeln.

A Star Is Born Kritik - Autor: ProfessorX (2024)
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Author: Ms. Lucile Johns

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